Theologie der Prophetie im Dialog. Christliche Prophetologie mit dem Blick auf Judentum und Islam (DFG-Projekt)

Das Neue Testament und die Kirchenväter haben sich intensiv auf die alttestamentlichen Propheten bezogen und sie typologisch auf Christus hin gedeutet. Diese Art der Prophetenauslegung ist in der Moderne jedoch aus unterschiedlichen Gründen in die Krise geraten. So gibt es derzeit keinen systematisch-theologischen Versuch, eine Prophetologie zu entwickeln, die das Proprium christlicher Theologie mit den Propheten in Verbindung bringt und die zugleich in Fortführung der Einsichten der Israeltheologie den Eigenwert der Prophetie im Blick behält. Zum jüdischen Prophetenverständnis und der Frage, warum aus jüdischer Sicht die messianischen Hoffnungen der Propheten noch nicht erfüllt worden sind, wurde bereits geforscht. Dagegen ist der koranischen Prophetologie im Kontext der Christologie kaum Aufmerksamkeit geschenkt worden, sodass unser Forschungsprojekt hier ansetzen soll.

Der koranische Zugriff zur Prophetologie fordert heraus, weil er in einem kritischen Verhältnis zur Christologie steht. Zugleich zeigt er aber auch Möglichkeiten auf, wie die Besonderheit der Propheten innerhalb eines typologischen Zugriffs ohne Verheißungs-Erfüllungs-Schema aufrechterhalten werden kann. Von daher könnte er für christliche Theologie gerade dann inspirierend sein, wenn sie aus einer Überbietungshaltung dem Judentum gegenüber herausfinden will. Durch Projektmittel des BMBF sind wir in Paderborn in den nächsten Jahren dazu in der Lage die muslimische Prophetologie koranisch neu zu begründen und systematisch zu entfalten. Ziel des vorliegenden Antrags ist es, diese innerislamische Forschung christlich theologisch zu begleiten und im beschriebenen Sinn für eine israeltheologische sensible christliche Prophetologie zu nutzen.

Prophecy in Dialogue
© ZeKK

Da wir außerdem an die von Sidney Griffith entwickelte Hypothese anknüpfen wollen, dass sich die Auswahl der Propheten im Koran aus dem Dialog mit den syrischen Mêmrê erklären lässt, ist durch Zusammenarbeit mit syrisch-orthodoxen Theologen die Gegenüberstellung der Koranstellen und der einschlägigen Mêmrê geplant. Zugleich sollen auch die entsprechenden rabbinischen Diskurse und Intertexte in den Blick genommen werden, um die historischen Bezüge des Korans hier in beiden Richtungen rekonstruieren zu können. 

Die erarbeiteten Konturen einer koranischen Prophetologie sollen als Ausgangspunkt für die christliche Antwort dienen. In diesem Projekt soll zunächst eine erste Gruppe ausgewählter Personen (Maria, Josef und David), die im Koran als Prophetinnen und Propheten fungieren, aus Sicht einer christlichen systematisch-theologischen Rezeption neu gewürdigt werden. Es soll eine exemplarische christliche Prophetologie entwickelt werden, die die prophetische Rede in ihrer Verweisfunktion auf die Christologie belässt, zugleich aber offen für Bereicherungen der eigenen Christologie durch die alttestamentlich, rabbinisch und koranisch vermittelte Rede von den Propheten ist. 

Projektleiter:

  • Prof. Dr. Klaus von Stosch

ProjektmitarbeiterInnen:

  • Dr. Cordula Heupts (Bonn)

Kooperationspartner:

  • Prof. Dr. Christian Blumenthal (Bonn)
  • Prof. Dr. Zishan Ghaffar (Paderborn)
  • Prof. Dr. Sidney Griffith (Washington DC)
  • Prof. Dr. Elisa Klapheck (Paderborn)
  • Prof. Dr. Daniel Krochmalnik (Potsdam)
  • Prof. Dr. Ahmad Pakatchi (Teheran)
  • Prof. Dr. Azam Puyazadeh (Teheran)
  • Jun.-Prof. Dr. Muna Tatari (Paderborn)
  • Prof. Dr. Fatima Tofighi (Qom)
  • Prof. Dr. Holger Zellentin, (Tübingen)

Laufzeit des Projekts: 2020-2023

Fördernde Institution: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Publikationen:

Muna Tatari/Klaus von Stosch: Prophetin – Jungfrau – Mutter. Maria im Koran, Freiburg i.Br. 2021.

Mary in the Quran
© Gingko Library
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